Wir sprachen mit dem ADK-Vorsitzenden Dr. Sven Vogt über die Situation seiner Branche und die anstehende Tarifrunde.
Die Kautschukindustrie ist auf einem soliden Wachstumskurs. Wichtige Kennzahlen wie Produktion, Auftragseingang und Beschäftigung sind stabil. Da müsste doch für die Mitarbeiter wieder etwas drin sein?
Es stimmt, wir stehen heute stabil da. Und natürlich wird es eine Beteiligung der Mitarbeiter am Erfolg der Unternehmen geben. Aber wer unternehmerisch tätig ist, ist gut beraten, nach vorn zu schauen. Unser Ziel muss es sein, auch morgen noch gut da zu stehen. Zur Wahrheit gehört nun einmal auch, dass die Tariferhöhungen seit 2011 sich auf fast 20 Prozent addieren – aber die Produktivität kaum gestiegen ist. Dabei ist unsere Branche im Umbruch. Wir brauchen Luft, um reagieren zu können und keine einseitige Verteuerung des Faktors Arbeit.
Ist auch in Ihrer Branche die Zahl der Beschäftigten erfreulich konstant?
Ja, das ist aber weniger eine Folge der konjunkturellen Entwicklung, sondern vor allem auf demografische Aspekte zurückzuführen. Die Unternehmen halten ihre Stammbelegschaften deshalb so lange es geht, da für den freien Arbeitsmarkt kaum Bewerber zu finden sind. Das gilt sowohl im Hinblick auf die quantitative Verfügbarkeit als auch die Befähigung von Bewerbern, den Anforderungen unserer Branche zu genügen. Die Arbeit in der Kautschukindustrie erfordert immer mehr qualifizierte Mitarbeiter, ungelernte Hilfskräfte werden kaum noch benötigt.
Fördern Sie auch deshalb gemeinsam mit der Gewerkschaft die Demografiefestigkeit der Betriebe?
Wir bilden zum Teil über Bedarf aus und setzen auch weiterhin auf die Erfahrung unserer älteren Mitarbeiter. Wir widmen uns den Fragen, wie wir ältere Mitarbeiter länger in den Betrieben halten können. Die Beratung vor Ort übernehmen Experten der Demografieagentur. Mit dieser partnerschaftlichen Umsetzung haben wir ein besonderes Kapitel für die Tarifpartnerschaft aufgeschlagen.