Die Kautschuk-Branche in Deutschland ist wie eine große Familie. Man kennt sich, man tauscht sich aus, man hilft sich – selbst dann, wenn man eigentlich in Konkurrenz zueinandersteht. Der ein oder andere bezeichnet die Kautschuk-Familie deshalb auch liebevoll als „Gummi-Mafia“, so eng klebten ihre Mitglieder aneinander. „Und der ADK ist wie unser Werkstoff. Er hält uns zusammen. Durch ihn finden wir immer einen gemeinsamen Nenner, auch wenn die Interessen unserer großen und kleinen Mitgliedsunternehmen auseinander gehen“, sagt Dr. Sven Vogt, Vorstandsvorsitzender des ADK in seiner Ansprache zum Jubiläum des Verbandes.
Gegründet am 15. September 1958, besteht der ADK seit nunmehr 65 Jahren. Doch gerade in bewegten Zeiten wie diesen ist ein lebendiger Verband wie der ADK nicht selbstverständlich, wie Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt betont: „Wir müssen uns immer darüber im Klaren sein, dass wir auch als Verband im Wettbewerb stehen. Heutzutage ist es nicht mehr selbstverständlich, dass sich Unternehmen in einem Arbeitgeberverband organisieren und engagieren. Wir müssen ihnen einen Mehrwert bieten, der das Engagement und die Mitgliedsbeiträge jedes Jahr auf’s Neue rechtfertigt.“
Dies gelingt dem ADK nun seit den Wirtschaftswunder-Zeiten. Und um das zu feiern, trafen sich die Mitglieder des Verbands wenige Tage vor dem Gründungsdatum in einer Stadt, die wie der Verband Tradition und Moderne perfekt zu verbinden weiß: Erfurt.
Die thüringische Landeshauptstadt, in der einst Martin Luther zu Gott fand und die Familie von Johann Sebastian Bach musikalisch wirkte, beeindruckte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mitgliederversammlung mit ihrer Vielfalt. Nach dem offiziellen Teil der Mitgliederversammlung traf man sich im Palmenhaus, einem nach historischem Vorbild nachkonstruierten Gewächshauses, das nun mitten im Herzen der Altstadt als Tipp für Veranstaltungen gilt, um bei gutem Essen und intensiven Gesprächen alte Freundschaften zu pflegen und neue zu schließen.
Höhepunkt des Abends war die Rede des Dinnerspeakers Rüdiger von Fritsch. Als Botschafter hatte er die Bundesrepublik vier Jahre in Moskau vertreten, bevor er 2019 in den Ruhestand eingetreten ist. Mit seinen tiefgreifenden Kenntnissen über das Innenleben der russischen Politik ist von Fritsch seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine ein gefragter Gesprächspartner, vor allem in den Medien. Er gab den Mitgliedern interessante Einblicke in die Denkweise des russischen Präsidenten Wladimir Putin und ermunterte sie, dennoch die Hoffnung auf eine Veränderung in Russland nicht aufzugeben: „Es ist nicht auszuschließen, dass wir es auch künftig mit einem autoritären, konfrontativ ausgerichteten Russland zu tun haben werden. Deswegen sind wir gut beraten, für unsere eigene Sicherheit und die unserer Verbündeten zu sorgen. Doch es gilt auch ein Satz, den Michail Gorbatschow mir einmal gesagt hat: „Nur der Westen glaubt, Russland sei unfähig zur Demokratie.“
Interview: Rüdiger von Fritsch: "Putin hat kein Interesse am Frieden
Natürlich blieb der ADK auch an seinem Jubiläumsabend der guten Tradition treu und ehrte die Jahrgangsbesten der Technikerschule Gelnhausen und die besten Abschlussarbeiten des Kautschuk-Studiengangs von DIK. Ausgezeichnet wurden dieses Jahr für ihre Abschlüsse an der Technikerschule Diana Girschek, Manuel Bäuscher und Michael Dorminger. Für ihre Doktor- beziehungsweise Master- und Bachelorarbeiten nahmen Natalie Borgartz, Dr. Wehid Rahimi, Dr. Lisa Jarsen und Dr. Girish Sharnappa Fulari jeweils eine Ehrung entgegen.
Der Tag darauf stand ganz im Zeichen des Kennenlernens der Stadt, deren Bewohner sich selber gern als „Puffbohnen“ bezeichnen. Bei einer Stadtführung durch die Gassen der Altstadt, in der zahlreiche, aus verschiedenen Epochen stammende Häuser und Stadtvillen bewundert werden konnten, trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf so manches bekannte Gesicht. Denn in Erfurt hat der Fernsehsender KiKa seinen Sitz, und dessen beliebte Figuren wie Bernd das Brot, Sandmännchen und die Maus stehen als Statuen in der ganzen Stadt verteilt. Da war das ein oder andere Selfie natürlich Pflicht. Seinen Abschluss fand die von allen als sehr gelungen gelobte Jubiläums-Mitgliederversammlung in einem urigen Restaurant, in dem klassische thüringische Gerichte wie Kartoffelkloß und Senfsuppe serviert wurden, bevor sich die Gäste auf den Rückweg in die Heimat machten. Um im kommenden Jahr wieder auf der IdeenExpo in Hannover zusammenzukommen.