Bis 2025 will der Biotech-Zulieferer Sartorius seinen Umsatz von 1,4 auf 4 Milliarden Euro steigern.
Damit das reibungslos klappt, baut die Traditionsfirma ein neues Werk. Der Campus dafür ist so groß wie 23 Fußballfelder.
Dem Biotech-Zulieferer Sartorius ist das alte Werk im Göttinger Norden zu klein geworden. Jetzt baut der Konzern im Westen der Universitätsstadt einen großen neuen Campus. Dabei geht es sowohl um mehr Platz als auch um eine neue Form des Arbeitens.
Denn Sartorius wächst. Im zurückliegenden Jahrzehnt hat der Konzern den Umsatz verdreifacht und den Gewinn verzehnfacht: Allein letztes Jahr vergrößerte sich die Belegschaft weltweit um 600 auf 7.500 Mitarbeiter. Und das Unternehmen soll weiter wachsen. Das ist das Ziel von Vorstandschef Joachim Kreuzburg. Dafür braucht es mehr Büros, Labors und Fabrikhallen.
Bis Ende des Jahres soll der letzte Neubau stehen
Eine halbe Milliarde Euro investiert der Konzern bis 2020, um sich dann – passend zum 150-jährigen Bestehen – völlig neu zu präsentieren. 170.000 Quadratmeter ist der Campus groß, auf dem das neue Werk entsteht. Das entspricht der Fläche von 23 Fußballfeldern.
Den Anfang machte ein Neubau für die Membranfertigung, es folgten ein Parkhaus und eine Erweiterung der Produktionslogistik. Im letzten Herbst wurde ein Gebäude für die Herstellung von Laborinstrumenten fertig. 450 Mitarbeiter fertigen dort Waagen, Reinstwassersysteme und Feuchtemessgeräte. Auch Teilefertigung, Prototypenbau, Kalibrierung und Lehrwerkstatt, die bisher auf verschiedene Betriebsstätten verteilt waren, werden dort zusammengefasst. Der 25.000 Quadratmeter große Bau ist mit 42 Millionen Euro die größte Einzelinvestition auf dem Campus.
Der vorerst letzte Neubau soll Ende dieses Jahres stehen. In dieses Sartorius-Forum, das ein großes Demonstrations-Labor erhält, sollen die Entwickler und eine größere Kantine einziehen.
Und dann ist da noch die neue Konzern-Zentrale. „Göttingen ist Herz, Kopf und Motor des Konzerns“ sagt Kreuzburg. „Hier laufen die Fäden zusammen.“ Gehalten werden sie künftig von den „vier Fingern“, wie man die neue Verwaltung nennt. Vier Bürogebäude greifen ins Gelände aus. Jedes bietet 2.400 Quadratmeter Fläche, verteilt auf vier Etagen. Gänge in Erdgeschoss und zweiter Etage verbinden die vier Blocks.
Kommuniziert wird mit Headsets via IP-Telefonie
Innen ist alles topmodern: offene Ebenen, ergonomische Möbel, Loungebereiche, bunte Lampen im Foyer. Telefone gibt es nicht mehr, kommuniziert wird mit Headsets via IP-Telefonie. Wer länger reden oder konferieren muss, wechselt in verglaste Büros, die als „Think Tank“ betitelt sind. All das soll eine neue Art des Arbeitens erleichtern.
Von dieser neuen Zentrale aus will Vorstandschef Kreuzburg seine künftigen Wachstumsziele erreichen, die er als „sportlich ambitioniert“ bezeichnet. Bis 2025 soll der Sartorius-Umsatz von zuletzt 1,4 Milliarden auf 4 Milliarden Euro wachsen. Und die Mitarbeiterzahl sich verdoppeln.
Eine Schlüsselrolle bei diesen Plänen werde Asien spielen. Was andere Industriesparten seit Jahren erleben, spürt nun auch die Biotech-Branche: „Vor allem der Markt in China gewinnt an Bedeutung“, erklärt Kreuzburg. Der Manager erwartet aber auch im wichtigen amerikanischen Markt ein überdurchschnittliches Wachstum. Sartorius habe sich gut positioniert, die Produkte des Unternehmens seien innovativ. „Und das Spektrum ist heute viermal so breit wie vor zehn Jahren.“
Unternehmen will jährlich 1.000 Mitarbeiter einstellen
Am Ende wird ein anderes Unternehmen stehen. Bis 2025 sollen im Schnitt jährlich 1.000 Mitarbeiter gewonnen werden. „Wir werden dann etwa 15.000 Beschäftigte haben“, sagt Kreuzburg. Auch der Standort Göttingen werde weiter wachsen, wenn auch schwächer als andere. Kreuzburg rechnet damit, dass Sartorius in sieben Jahren in Göttingen etwa 3.000 Mitarbeiter haben wird. Das wären 500 Beschäftigte mehr als heute. Auf dem neuen Campus ist Platz genug.
Fotos: Mischke und Heller