Deutschland im Dornröschenschlaf
Sind wir zu satt für die Zukunft?
Deutschland im Dornröschenschlaf: Die Welt nimmt die deutsche Zaghaftigkeit wahr, begrüßte Dr. Volker Schmidt unsere Gäste auf dem Herrenhäuser Wirtschaftsforum. Ist Deutschland zu satt für die Zukunft? Fehlt uns ein politischer Kompass?
Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht führte mit „Inkompetenz kompensierende kompetente Überlegungen“ durch seinen Impulsvortrag. „Wir erleben gerade nichts anderes als sie größte Revolution der letzten 200 Jahre. Wir verdanken dem Siegeszug der Technik, dass wir immer weniger arbeiten, immer mehr verdienen und immer älter werden.“
Precht weiter: „Wir können keine empirischen Untersuchungen über die Zukunft machen. Aber: Wir müssen uns auf die Entwicklungen vorbereiten. Wir werden keine Jobs verlieren, aber Fachkräfte werden fehlen. Informatik als Pflichtfach in den Schulen ist der Versuch, mit einer Luftpumpe die Windrichtung zu ändern. Informatik ist ein Begabungsfach. Wir sollten Lernen individualisieren, Interessen selektieren. Wir werden neben ITler auch Krankenschwestern und Alterpfleger brauchen.“
Abschließend meinte Precht: „Deutschland ist Weltspitze bei der Künstlichen Intelligenz. Was fehlt ist die Fähigkeit, aus Grundlagenforschung Geschäftsmodelle zu entwickeln. Alle guten deutschen (bald mit Steuern subventionierten) Ideen zu KI werden direkt aus Silicon Valley aufgekauft.“
Wunschtraum Digitalisierung: In zwei Talks diskutierten die weiteren Gäste über verschlafene Chancen. RND-Chefredakteur Matthias Koch sprach von Teflonpolitik: alles abweisend. „Teflonpolitik ist ein Thema in Deutschland. Es gibt einen öffentlichen Teil, der die Lage gut redet. Und es gibt einen nicht-öffentlichen Teil, der die Probleme durchaus erkennt, sich aber scheut, diese beim Namen zu nennen.“
„Einmal ins Silicon Valley fahren und in Turnschuhen und T-Shirt zurückkommen - das ist nicht Digitalisierung. Da gehört ein bisschen mehr dazu“, so Managerin Margret Suckale. Unternehmen, die noch Präsenzpflicht fordern, bekommen ihrer Meinung nach Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche. Young Professionals wollen ein kreatives Arbeitsumfeld.
John C. Kornblum äußerte sich zur Sicht der USA auf Deutschland: „Europa lebt nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts in einem ständigen Trauma. Diese ständige Angst ist ein ganz entscheidender mentaler Unterschied zu den USA.“