Es muss nicht immer die Großstadt sein. Nach Hamburg und Köln trafen sich die Mitglieder des ADK in diesem Jahr zur Mitgliederversammlung in Fulda – und stellten fest, dass das Städtchen im Herzen Hessens Vergangenes und Zukünftiges gekonnt verbindet. Das passt sehr gut zu einem Verband, der auch in der Krise nach vorn blickt.
Die Coronakrise, aber vielmehr die anhaltende Knappheit von Rohstoffen und Vorleistungsprodukten auf dem Weltmarkt haben die deutsche Kautschukindustrie in den vergangenen anderthalb Jahren ordentlich durchgeschüttelt. „Viele Firmen und Ökonomen haben noch vor kurzem auf eine schnelle Erholung des Marktes gesetzt“, sagt Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des ADK. „Doch dieser Flummi-Effekt wird nicht eintreten, das zeichnet sich immer deutlicher ab.“
Die deutsche Pkw-Produktion liege immer noch 40 Prozent unter Vorkrisen-Niveau, sagt Schmidt. Seit Jahresbeginn sind die Vorleistungspreise, etwa beim Naturkautschuk oder bei den Frachtraten, exorbitant gestiegen. Eine zusätzliche Belastung stellt die Digitalisierung dar. „Und hinzu kommt dann die Politik, die den massiven Ausbau der Elektromobilität einfordert, und damit eine Transformation in ungeahntem Ausmaß“, sagt Schmidt. Die Kosten liefen den Unternehmen – vor allem in der Autozulieferer-Industrie – davon, während die Umsätze infolge des gestiegenen Produktionsniveaus fehlten. „Personalabbau wird zwangsläufig die Folge sein.“
Doch nicht in allen Zweigen der Kautschukindustrie sieht es so düster aus. Gewinner sind jene, die auch in anderen Geschäftsfeldern, etwa im privaten Konsumbereich oder in der Medizin aktiv sind. Und auch Nachwuchs ist begehrt. Die diesjährigen, mit dem Preis der deutschen Kautschukindustrie geehrten Absolventen des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie (DIK) und der Technikerschule Gelnhausen waren gefragte Gesprächspartner. Für ihre Promotion ausgezeichnet wurden Dr. Matthias Wunde, Dr. Irina Weilert und Dr. Marvin Omelan. Den Preis für die beste Masterarbeit erhielt Jannik Laages. Steven Mechler, Klaus Deininger und Peter Knelsen nahmen die Ehrung als beste Absolventen der Technikerschule entgegen.
Für die Mitglieder indes war das Highlight des zweitägigen Treffens ohne Frage das Networking. Nach mehr als anderthalb Jahren Videokonferenzen und Kontaktbeschränkungen genossen die Teilnehmer sichtlich, bei einem Bier und Gegrilltem wieder ins Gespräch zu kommen – ganz ohne offizielle Tagesordnung und Funkdisziplin.